Kriegsdienstverweigerung
Gedenken der Deserteure, Kriegsdienstverweigerer und Wehrkraftzersetzer -Aktion am Volkstrauertag
1924 wurde dieses Kriegerdenkmal zu Ehren der gefallenen Soldaten der Gemeinde Haste eingeweiht. Für Erich Maria Remarque, der Zeuge dieser Einweihungsfeier war - er beschreibt sie in seinem Roman „Der schwarze Obelisk“ - trug sie Züge einer Heldenverehrung. Auf Remarque musste diese Veranstaltung sehr befremdlich gewirkt haben. Er schrieb dann ja auch den Satz der hier auf dem Transparent steht:
Es sei ein "... Andenken der gefallenen Helden -
dieser armen, missbrauchten, gefallenen Helden, die alle gern noch gelebt hätten“.
Es gab jedoch auch Menschen, die sich dem Missbrauch entzogen oder widersetzten: Deserteure, Kriegsdienstverweigerer und Wehrkraftzersetzer.
Ihnen drohte nicht der Tod auf dem Schlachtfeld sondern die Verurteilung durch die Militärgerichtsbarkeit.
Im Ersten Weltkrieg waren es 150 Deserteure, von denen 48 hingerichtet wurden. Im 2. Weltkrieg stieg die Zahl sprunghaft an. Man schätzt die Zahl der Deserteure auf 350.00 bis 400.000. 30.000 von ihnen wurden von der NS-Justiz zum Tode verurteilt, 20.000 hingerichtet. Andere kamen in Konzentrationslagern oder Strafbattalionen ums Leben. Auch Osnabrücker Bürger waren darunter. So z.B. Johannes Heinrich Laumann. Er wurde 1941 wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Für diese Männer und Frauen, die Sand im Getriebe der Kriegsmaschinerie waren, gibt es in Deutschland kaum Gedenkstätten. Es hat lange gedauert bis sie rehabilitiert wurden. Erst 2002 war das der Fall. Bis dahin galten sie als „rechtskräftig verurteilt“. Und ich bin mir sicher, dass es nicht wenige gibt, die sich durch unsere Aktion provoziert fühlen. Für sie sind Deserteure immer noch Verräter, die sich feige vom Acker gemacht haben.
Nein – das sind sie für uns nicht! Sie haben unseren Respekt und unsere Hochachtung verdient, dafür dass sie sich dem Morden auf den Schlachtfeldern entzogen oder widersetzten.
Es hat mal jemand gesagt: "Mit der Anerkennung der Deserteure ist es wie mit der Abrüstung: Jeder Politiker ist dafür - aber nur, wenn es sich um den Feind handelt."
Und heute? Wir haben zum Glück das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in unserer Verfassung stehen. Aber was ist mit einem Deserteur der auf seiner Flucht in Deutschland ankommt? Einem Deserteur der syrischen Armee wird in Deutschland Asyl verweigert. Er erhält ausschließlich subsidiären Schutz und er muss damit rechnen, irgendwann wieder abgeschoben zu werden. Was dann mit ihm in seinem Heimatland geschieht, lässt sich leicht ausmalen. Auch einem amerikanischen Soldaten, der den Kriegsdienst im Irak verweigerte, wurde bei uns das Asyl verweigert.
Wir schließen uns der Forderung von Pro Asyl an, Deserteuren und Kriegsdienst-verweigerern den Schutz zu gewähren, den der Asylstatus beinhaltet.
(Rede von Wilfried Buck)